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Sicherheit von Engstellen in Ortsdurchfahrten

Safety in Bottlenecks of Urban Main Roads

Vera Rudolph, Jürgen Gerlach

Engstellen in Ortsdurchfahrten sind sowohl potenzielle Hindernis- und Gefahrenstellen als auch besondere Abschnitte in klassifizierten Straßen. Ziel eines abgeschlossenen Forschungs- und Entwicklungsvorhabens „Fahrbahnquerschnitte in baulichen Engstellen von Ortsdurchfahrten“ (FE 77.489/2007) war es, für derartige Situationen geeignete Lösungsansätze abzuleiten. Untersucht wurden rd. 300 Engstellen. Erkannt wurde, dass die typische Engstelle in deutschen Ortsdurchfahrten momentan eine Straßenraumbreite von unter 8,50 m, eine Verkehrsbelastung von unter 4.000 Kfz/h und fehlende oder unzureichende Seitenräume aufweist. Aufgrund der geringen Verkehrsmengen sind die zu verzeichnenden Unfallhäufigkeiten und -schweren eher gering, obgleich vor Ort durchaus funktionale Konflikte zu beobachten sind. Die städtebauliche Qualität ist ebenso wie die Qualität für den Fußgängerverkehr relativ oft nicht zufriedenstellend. Engstellen sollten zukünftig im Standardfall und damit wesentlich öfter als bisher einstreifig ohne Begegnungsmöglichkeit und mit Hochbord ausgebildet werden, um geschützte und begehbare Seitenräume zu schaffen. Eine Voraussetzung für die Sicherheit derartiger Ortsdurchfahrten ist die Erkennbarkeit und Begreifbarkeit der Engstelle, die es mit den aufgeführten Maßnahmenempfehlungen zu verbessern gilt.

Bottlenecks in urban main roads or cross-town links are potential points of hindrance and danger as well as special sections of classified roads. Aim of the completed research project “Bottlenecks in urban main roads” (FE 77.489/2007) was to deduce suitable approaches for such situations. Approximately 300 bottlenecks were surveyed. It was identified that the typical bottleneck of German main roads momentarily features a width of road space below 8.50 m, a traffic volume below 4,000 vehicles/h and missing or insufficient sidewalks. Because of the low traffic volume the frequency and severity of accidents are low although functional conflicts can be observed. The urban quality is relatively often not satisfying as well as the quality for pedestrians. In the future bottlenecks should be designed in the standard case as a single lane without passing traffic and with high-level kerbs to create protected and walkable side space. A precondition for safety of such main roads is the recognisability of the bottleneck which is necessary to be improved with the specified recommended measures.

Erkennung des Fahrerzustandes anhand von Fahrdaten – Eine Machbarkeitsuntersuchung

Assessment of Driver Condition Based on Driving Data

Udo Schüppel, David Sommer, Martin Golz, Jörg van Calker, Jürgen Bönninger

Die Europäische Union hat bis zum Jahr 2020 ambitionierte Verkehrssicherheitsziele formuliert. Zielgerichtete und praktikable Maßnahmen sind unabdingbar, um sie zu realisieren. Insbesondere die bereits verfügbaren Sicherheitsfunktionen der Fahrzeuge tragen durch weitere Verbreitung dazu bei, die Sicherheit zu verbessern. Zudem bieten sie Möglichkeiten, um Maßnahmen im Handlungsfeld Mensch weiter zu entwickeln. Ein Bereich mit Handlungsbedarf ist das Risiko des Fahrens unter Alkohol. Deshalb wurde untersucht, ob durch Daten, die das elektronische Stabilitätsprogramm (ESP) verarbeitet, auch alkoholisierte Fahrer erkannt werden können. Mit 18 Probanden wurden dafür Fahrten auf einem Testgelände unter 0,0 ‰ und 1,0 ‰ Atemalkoholkonzentration durchgeführt. Ausgewertet wurden die Daten mit den Maschinellen Lernverfahren Learning Vector Quantization (LVQ) und Support Vector Mashines (SVM). Der Vergleich der Ergebnisse beider Verfahren zeigt, dass insbesondere durch Gierrate, Lenkwinkelgeschwindigkeit und Querbeschleunigung alkoholisierte Fahrer mit einer Genauigkeit von 77 bis 86 % erkannt werden konnten. Eine Fahrerzustandsbewertung anhand von Fahrdaten ist somit prinzipiell möglich.

The European Union has set ambitious road safety targets to be in place by 2020; appropriate and practicable measures will be indispensable for their implementation. In particular, vehicle safety features that are already available will contribute to improved safety through their more widespread use. They also offer opportunities to further develop measures to address the human aspect. One area where action is required is the risk of drunk driving. Hence a study was performed into whether data processed by the electronic stability program (ESP) can also be used to detect drunk drivers. To this end, 18 test subjects drove on a test track with 0.0 ‰ and 1.0 ‰ breath alcohol concentration. The data were evaluated using machine-learning algorithms: learning vector quantization (LVQ) and support vector machine (SVM). A comparison of the results of both methods showed that drunk drivers could be recognized with an accuracy of 77 to 86 %, particularly by yaw rate, lateral acceleration and angle velocity of the steering wheel. An assessment of the driver state based on driving data is thus possible in principle.

Fahrtauglichkeit im Alter – Welchen Einfluss hat die Kognition?

Driving and aging – the effect of cognition

Bernadette Moser, Ilsemarie Kurzthaler, Martin Kopp, Eberhard A. Deisenhammer,
Hartmann Hinterhuber, Elisabeth Weiss

Im vorliegenden Übersichtsartikel sollen sowohl der Einfluss von altersbedingten kognitiven Veränderungen als auch von degenerativen Krankheitsmechanismen wie der Alzheimer-Demenz auf die Fahrtauglichkeit diskutiert werden. Mit steigendem Alter kommt es zu verringerten Leistungen in verkehrsrelevanten kognitiven Bereichen. Degenerative Erkrankungen, wie MCI (= Mild Cognitive Impairment) oder Demenzen, führen zu fortschreitenden Defiziten kognitiver Funktionen. Das Fahrverhalten ist neben den kognitiven Fähigkeiten ein wesentlicher Faktor für die Verkehrsteilnahme. Inwieweit dadurch mögliche Defizite in kraftfahrspezifischen Leistungsbereichen ausreichend kompensiert werden können ist fraglich. Obwohl es eine weitgehende Übereinstimmung darüber gibt, dass bei fortgeschrittener dementieller Erkrankung das Autofahren unterlassen werden sollte, wird kontrovers diskutiert, ob es bereits bei Personen in einem früheren Stadium der Erkrankung zum Verlust der Fahrtauglichkeit kommt. Die Population älterer Autofahrer ist heterogen. Kognitive Variablen, welche direkte Auswirkungen auf die Fahrtauglichkeit haben, sollten identifiziert werden, um eine Unterscheidung zwischen risikoreichen und sicheren Autofahrern treffen zu können.

Driving is a complex task, placing significant perceptual and cognitive demands on the driver. The normal aging process as well as dementing illnesses such as Alzheimer´s disease negatively affect many of these skills leading to increased accident rates in this population. Even the regular aging process leads to a decline in cognitive functions that are important for driving competence such as reaction time, attention, memory functions and executive functions. These abilities progressively decrease in dementia. It is generally accepted that patients with moderate to severe dementia should stop driving. However, at the moment no consensus exists as far as patients at earlier stages of dementia are concerned. The elderly driving population is heterogenic; it is important to distinguish cognitive variables directly affecting driving competence, in order to differentiate those senior drivers who may pose a threat to their own and/or other people´s safety from those who are safe drivers. Compensative driving strategies may moderate between cognition and driving performance, although it is not clear to which extent cognitive deficits can be compensated.

Kinder mit Migrationshintergrund – Hinweise zu Mobilitätsverhalten und Verkehrssicherheit

Children with a migration background – Mobility and road safety patterns

Ulrike Reutter, Kerstin Suhl

Die heterogene Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund ist hinsichtlich ihres Verkehrs- und Mobilitätsverhaltens von zunehmender Bedeutung. Eine empirische Untersuchung, die als Elternbefragung von sieben- bis neunjährigen Grundschulkindern in zwei Schulen in Dortmund angelegt war, liefert erste Ergebnisse sowohl zum kindlichen Mobilitätverhalten als auch zur Frage, wie sich dieses möglicherweise auf die Verkehrssicherheit auswirkt und welche Maßnahmen die Eltern zur Erhöhung der Sicherheit ihrer Kinder im Verkehr ergreifen. Ergebnisse zeigen, dass anscheinend eine Wechselwirkung zwischen dem Geschlecht und dem Migrationshintergrund vorliegt und dass weiterer Forschungsbedarf hinsichtlich der Gruppe der Menschen mit Migrationshintergrund, ihrem Verkehrs- und Mobilitätsverhalten und den Auswirkungen auf die Städte und Stadtteile mit ihrer lokalen Verkehrssicherheitsarbeit besteht.

The travel and mobility patterns of the heterogeneous group of people with a migration background increasingly gain in importance. An empirical survey of parents of 7-9 year-olds was conducted in two schools in Dortmund, providing first insights into such children’s mobility patterns and possible consequences for road safety. In addition, measures taken by parents to improve their children’s safety are looked at. The results point to an interaction between a child’s sex and migration background, indicating the need for further research on this cohort, its travel and mobility patterns, and possible consequences for cities and urban districts in their local road safety activities.

Tagesschläfrigkeit und Verkehrssicherheit – Über Unfallrisiko, Erkennung und Prävention eines bisher unterschätzten Problems

Daytime Sleepiness and Traffic Safety – About accident risk, detection and prevention of a hitherto underestimated problem

Barbara Wilhelm

Fahrerschläfrigkeit spielt als Unfallursache eine wesentliche Rolle, so dass ohne Maßnahmen der Früherkennung und Prävention eine wirksame weitere Senkung der Unfallzahlen und Unfalltoten durch diese Ursache nicht möglich ist. Diese Prävention muss an vielen Stellen ansetzen, um wirksam zu sein. Schläfrigkeitsmessungen mit der Pupillographie können bei der Untersuchung der Fahreignung, arbeitsmedizinischen Vorsorgeuntersuchungen sowie Verkehrskontrollen sinnvoll eingesetzt werden. Umfassende Studienkonzepte zur Untermauerung der Validierung des Pupillographischen Schläfrigkeitstests hinsichtlich der Fahrleistung und zur Definition justiziabler Grenzwerte stehen zur Realisierung an.

Because driver sleepiness plays a relevant role as cause of traffic accidents any effective reduction of the number of accidents and deaths will not be feasible without strategies of its early detection and prevention. Such Prevention must act multifocally to be effective. An assessment of daytime sleepiness can be applied effectively in the screening of applicants for driver licence or workers in transportation or traffic controls. Comprehensive study concepts to investigate the validity of the pupillographic sleepiness test regarding driving performance and to define litigable threshold values are available and need to be realized.