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Legalbewährungsdaten und normative Grenzwerte

Recidivism data and normative limit values

Dr. phil. Dipl.-Psych. Johannes Jansen, Dipl.-Psych. M. Zentgraf, Hamburg;
Dipl.-Psych. W. Jacobshagen, Hannover

Das Fahreignungsregister (FAER) für verkehrsauffällige Kraftfahrer enthält, wie schon das frühere Verkehrszentralregister
(VZR), weder Informationen, ob eine Fahreignungsbegutachtung durchgeführt wurde, noch wird die
Teilnahme an einem Kurs zur Wiederherstellung der Fahreignung gem. § 70 FeV im Anschluss an eine Begutachtung
verzeichnet. Anhand einer 2016 veröffentlichen Studie zur Legalbewährung nach Neuerteilung einer Fahrerlaubnis
von Kühne und Hundertmark wird aufgezeigt, welche Beschränkungen sich aus dieser Tatsache bei dem
Versuch ergeben, aus den Registereintragungen Referenzwerte für die Rückfälligkeit nach einer Begutachtung
bzw. einer Kursteilnahme zu ermitteln. Vor diesem Hintergrund wird dafür plädiert, die an das KBA zu meldenden
Daten zur Erfassung im FAER zu erweitern, um zukünftig eine ausreichende Datenbasis für regelmäßige Überprüfungen
der Bewährungsdaten nach entsprechenden Maßnahmen zu ermöglichen. Eine solche Erweiterung wäre
mit einer Vielzahl von Vorteilen verbunden. In der Bewertung des Erfolgs dieser Maßnahmen sollte dann zwischen
den empirisch ermittelten Bewährungsdaten und normativ festzulegenden Grenzwerten unterschieden werden.

The Register of Driver Fitness (FAER) contains like the former Central Register of Traffic Offenders (VZR) no information
whether a person participated in a Medical-psychological assessment of driver fitness or in a rehabilitation
programme for the restoration of fitness to drive according to § 70 of Driving Licence Ordinance (FeV). Discussing
a study of the recidivism after re-granting a driving license, published in 2016 by Kühne and Hundertmark,
the authors show which restrictions arise from this fact for an attempt to determine appropriate values of the
recidivism after a driver assessment or a driver rehabilitation programme from the register data. Therefore, the
authors argue for an extension of the data reported to the Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) – Federal Motor Transport
Authority (Register of Driver Fitness). The broadened data base would enable in-depth analysis of the evaluation
of the effectiveness of such applied course programmes in future. The evaluation of results and success of such
rehabilitation measures should differentiate between the empirical determined indicators of legal probation and
a normative determined critical value.

Laboruntersuchung zur potenziellen Sicherheitswirkung einer vorderen Bremsleuchte in Pkw

Investigation of the potential safety effects of a frontal brake light in light motor vehicles

Dr. rer. nat. T. Petzoldt; Dr. K. Schleinitz, Chemnitz;
Prof. Dr. Rainer Banse, Bonn

Fehlende oder fehlerhafte Kommunikation zwischen motorisierten Verkehrsteilnehmern und Fußgängern ist zweifellos
einer der Faktoren, welche die nach wie vor hohe Zahl der im Straßenverkehr verunglückten Fußgänger
erklären können. Eine an der Fahrzeugfront montierte Bremsleuchte, welche die Anhalteabsicht des Fahrzeugführers
nach vorn kommuniziert, wäre dabei eine sehr einfache Möglichkeit, Fußgänger in der Interaktion mit
motorisierten Fahrzeugen zu unterstützen. Im Rahmen einer Laboruntersuchung wurde mit Hilfe von Videomaterial
geprüft, inwieweit sich eine derartige vordere Bremsleuchte auf die Identifikation von Bremsungen auswirkt.
Die Ergebnisse zeigen, dass Bremsungen mit der vorderen Bremsleuchte deutlich früher identifiziert werden.
Gleichzeitig wurde aber auch deutlich, dass in einem Szenario, in dem Bremsungen teilweise von einer vorderen
Bremsleuchte angezeigt werden, die ausbleibende Aktivierung der Leuchte zu konservativerem Antwortverhalten
auf Seiten der Beobachter führt. Entsprechend kann von einem positiven Effekt einer vorderen Bremsleuchte auf
die Verkehrssicherheit ausgegangen werden.

Missing or faulty communication between motorised road users and pedestrians is one of the factors that can
help explain the still considerable proportion of pedestrian casualties in road traffic. A frontal brake light, which
communicates a driver’s intention to stop the vehicle to other road users ahead might be a very simple approach
to support pedestrians in the interaction with motorised vehicles. In a video based lab experiment, we
assessed the effect of a frontal brake light on the identification of vehicle deceleration. The results show that
the brake light facilitated the identification of braking considerably. More importantly, however, in a scenario
in which a portion of the decelerations was accompanied by the brake light, the observer’s reactions tended
to become more conservative for brake activations in which the brake light was absent. This conservative behaviour
might be seen as an indicator for a potential safety effect of the frontal brake light.

 

Ein Beitrag zur Qualitätssicherung des Fahreignungsseminars – Umfrageergebnisse zur Prozessqualität der verkehrspsychologischen Teilmaßnahme

A contribution to quality management of the driver fitness seminar – results of a survey on the quality of processes

Prof. Dr. H. Meyer, Bischberg;
Dipl.-Psych. J. Schmitz, Freiburg im Breisgau;
Dipl.-Psych. J. Vetter, München;
Dr. P. Klepzig, Berlin-Neukölln

Das Fahreignungsseminar nach § 4a StVG und § 42 FeV befindet sich seit Mai 2014 in der Erprobung. Grundprinzipien
der Qualitätssicherung verlangen, möglichst frühzeitig Tatbestände aufzudecken und zu beseitigen, die
das Qualitätsziel gefährden können. Bereits im ersten Jahr nach Start des Pilotprojekts gab es sowohl von verkehrspädagogischer
(Voigt Büttner 2015) als auch von verkehrspsychologischer Seite (BNV 2015) Hinweise auf
solche Tatbestände, die das Potenzial haben, die Prozessqualität und infolge dessen das Erreichen des Maßnahmenziels
(verhaltensverbessernde Wirkung im Hinblick auf die Verkehrssicherheit (§ 4b StVG)) zu gefährden –
bisher ohne sichtbare gesetzgeberische Konsequenzen. Diese Hinweise greift die hier vorgestellte Befragung auf.
Sollten sie auch im zweiten Jahr des Pilotprojekts noch Gültigkeit haben, wäre das ein weiterer Hinweis auf dringend
anstehende Qualitätssicherungsmaßnahmen. Die wichtigsten Schlussfolgerungen aus den Rückmeldungen
der befragten Verkehrspsychologinnen und Verkehrspsychologen:

– Bestätigung der bereits ein Jahr nach Maßnahmenbeginn berichteten Erfahrung, dass die Aufgabenlast des
   ersten Moduls der verkehrspsychologischen Teilmaßnahme in der dafür vorgesehenen Zeit nicht zu bewältigen ist.
– Die restriktiven gesetzlichen Inhalts- und Zeitvorgaben werden die Erreichung des Zieles, stabile Verhaltensveränderung
   im Sinne der Erhöhung der Verkehrssicherheit herbeizuführen, eher behindern als fördern.
– Als besonders qualitätsgefährdend für die gesamte Maßnahme dürfte sich die fehlende gegenseitige Abstimmung
   der beiden Teilmaßnahmen (verkehrspädagogische und verkehrspsychologische) herausstellen.

Da diese drei Sachverhalte als notwendige Voraussetzungen für das Erreichen des Maßnahmenziels „verhaltensverbessernde
Wirkung im Hinblick auf die Verkehrssicherheit“ anzusehen sind, ist bereits jetzt die Gefahr
absehbar, dass die gesetzlich vorgeschriebene Evaluation am Ende der Pilotphase die Nicht-Wirksamkeit des Fahreignungsseminars
belegen wird, wenn nicht zeitnah Maßnahmen zur Verbesserung der Prozessqualität ergriffen
werden.

The driving ability seminar according to § 4a StVG (RTA, road traffic act) and § 42 FeV is in a test phase as of May
2014. Basic principles of quality assurance require factual findings that can jeopardize the quality objective to be
eliminated and identified at an early stage. Already in the first year after starting the pilot there were indications
of traffic pedagogical (Voigt Büttner 2015) as well as traffic psychological (BNV 2015) nature that could potentially
endanger the quality of the process and therefore the attaining of its intended objective (behavioural improvements
as regards to traffic safety [§ 4b StVG]) – so far without discernable legislative consequence.
These indications build upon the following survey. If they are still to be valid in the second year of the pilot project,
it would be yet another indication of urgent quality assurance measures needed to be taken.
The main conclusions resulting from the interviews of the questioned traffic psychologists are:

– After a single year of experience-based reporting there is confirmation that the workload of the partial traffic
   psychology measures in the first module are not manageable within the designated timespan.
– The restrictive legislative contentual and temporal guidelines will obstruct rather than facilitate the realization
   of the aim of securing a stable behavioural change for the purpose of increasing traffic safety.
– Especially jeopardizing the quality of all measures is the missing mutual coordination of both (traffic pedagogical
   and traffic psychological) partial measures.

As those three issues are seen as necessary conditions required to achieve the designated target “behavioural
improvements as regards to traffic safety”, there is a forseeable danger that, when there will not be measures
taken soon to improve the quality of the process, the legally required evaluation at the end of the pilot phase will
prove the non-efficacy of the driving ability seminar.

Herausforderungen für die Zulassung von hochautomatisierten Fahrfunktionen

Challenges for the approval of highly automated driving functions

Dipl.-Ing. J. Bönninger; Dr. A. Eichelmann; Dipl.-Psych. U. Schüppel, Dresden

Die Entwicklung automatisierter und vernetzter Fahrfunktionen stellt auch im Hinblick auf die Homologation und
periodisch technische Überprüfung von Fahrzeugen eine besondere Herausforderung dar. Dem Fahrer wird es erlaubt
sein, die Aufmerksamkeit und damit die Verantwortung – unter bestimmten Voraussetzungen auf bestimmte
Zeit – an die Fahrzeugtechnik zu übertragen. Anforderungen an die Fahrfunktionen und deren Bewertung
werden im Vortrag vorgestellt.

The development of automated and connected driving functions poses a special challenge also with respect to
the homologation and periodic technical inspection of vehicles. Automated driving functions will be subject to
approval in future. The human driver will be allowed – under certain conditions, for a certain amount of time – to
transfer his or her attentiveness and thus responsibility to the vehicle technology. The presentation will cover
requirements for, and evaluation of, the driving functions.