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Entwicklung und Evaluation einer Rückmeldefahrt für ältere Autofahrer

Development and evaluation of a feedback intervention for older drivers

Lisa Zwicker, Bernhard Schlag, Kristina Gaster und Tina Gehlen

Im Auftrag der Unfallforschung der Versicherer (UDV) wurde eine Rückmeldefahrt für Senioren entwickelt und wissenschaftlich evaluiert. Sie besteht aus einer einmaligen, von Experten begleiteten Fahrt im Realverkehr mit anschließender qualifizierter Rückmeldung. Im Projekt wurde das Elektronische Rückmelde-Instrument über Kompetenzen Älterer (ERIKA) entwickelt, mit dessen Hilfe das Fahrverhalten während der Fahrt systematisch beobachtet und bewertet wird. ERIKA enthält zudem ein standardisiertes Vorgehen für die Rückmeldung im Anschluss. Die Überprüfung der Wirksamkeit erfolgte in einer Interventionsstudie mit 135 Fahrern im Alter von 70 bis 91 Jahren. Fahrer, die eine Rückmeldung zu ihrer Fahrkompetenz während oder nach der ersten Fahrt erhalten hatten, zeigten während der zweiten Fahrt drei Monate später signifikant weniger fehlerhaftes Fahrverhalten. Bei den Teilnehmern ohne Rückmeldung war dies nicht der Fall. Die Rückmeldefahrt kann demnach dazu beitragen, fehlerhaftes Fahrverhalten zu reduzieren. Sie stellt keine Fahrprüfung dar, sondern zielt stattdessen darauf ab, den älteren Fahrern auf gleicher Augenhöhe eine Möglichkeit zum Erhalt einer sicheren Pkw-Mobilität aufzuzeigen.

On behalf of the German Insurers Accident Research (UDV), in this study a feedback intervention for older drivers was developed and evaluated. It consists of a single drive in real traffic accompanied by specialists and followed by subsequent qualified feedback. An Electronic Feedback Instrument on Older Drivers’ Competences (ERIKA) was developed, by which driving behaviour can be systematically observed and evaluated during the drive. ERIKA also contains a standardized procedure for subsequent feedback. The effectiveness of this feedback intervention was tested in a case-control study with 135 drivers aged between 70 and 91 years. Drivers who had received feedback on their driving behaviour during or after the first drive showed significantly less driving mistakes during the second drive three months later compared to a control group with no feedback. This feedback intervention is therefore suitable for facilitating senior drivers’ self-regulation and reducing driving mistakes. It is not a driving test evaluating the fitness to drive, but an opportunity for the elderly to preserve their mobility.

 

Pferd trifft Auto – Analyse von Verkehrsunfällen mit Pferdebeteiligung in Deutschland

Cars and Horses – An analysis of car accidents involving horses in Germany

Dietmar Sturzbecher, Julia Schmidt und Raik Dusin

Anhand von EUSka-Daten aus 7 Bundesländern wurden 568 Straßenverkehrsunfälle mit Pferdebeteiligung aus den Jahren 2015 bis 2017 analysiert und Schlussfolgerungen für die Verkehrssicherheitsarbeit abgeleitet. Um die Aussagekraft der polizeilichen Unfallparameter zu erhöhen, wurden aus den verbalen Unfallhergangsbeschreibungen zusätzliche pferdespezifische Unfallparameter herausgearbeitet. Bei mehr als der Hälfte der Unfälle mit Pferdebeteiligung wurden Personen verletzt oder getötet. Vor allem Kutschenunfälle gehen mit schwerwiegenden Folgen für die Unfallbeteiligten einher. Etwa ähnlich viele Unfälle wurden von den unfallbeteiligten Pferdenutzenden einerseits und von den jeweiligen Unfallgegnern andererseits hauptsächlich verursacht. Dies bedeutet, dass präventive Maßnahmen sich gleichermaßen an Pferdenutzende wie auch an Kraftfahrende richten müssen, um eine wirksame Reduzierung der Unfallzahlen zu erreichen. Als zentrale Zielgruppen konnten kutschfahrende ältere Männer sowie reitende Mädchen und junge Frauen herausgearbeitet werden. Durch die Kennzeichnung der verschiedenen Maßnahmen zur Ausbildung und Prüfung von Pferdenutzenden als Bildungssystem und den Vergleich mit dem Bildungssystem der „Fahranfängervorbereitung“ im Kraftfahrzeugwesen wurden Anregungen für die zielgerichtete Weiterentwicklung beider Systeme und ihre Verknüpfung herausgearbeitet. Zudem bieten die Studienergebnisse Hinweise für die Optimierung der polizeilichen Unfallaufnahme und für die Analyse von Unfällen mit speziellen und neuen Formen von Verkehrsmitteln (z. B. hinsichtlich der stark ansteigenden Fahrrad- und Pedelec-Unfälle).

By examining data from the police Euska-database from seven German federal states, 568 traffic accidents involving horses between 2015 to 2017 were analysed. An investigation of police accident descriptions was undertaken allowing new parameters to be developed that can be applied to car accidents involving horses, thereby improving the police system by which these accidents are recorded. In more than half of these incidents, people were severely injured or killed; particularly accidents involving horse carriages often resulted in severe injuries or fatalities. Accidents were equally caused both by horse owners and other parties involved. Hence, preventative measures need to equally address horse owners and car drivers if a reduction in accidents is to be achieved. Preventative programmes should be directed towards older male coach drivers, riding young women and girls. By comparing riding training and riding exams with the training and testing that novice drivers have to undergo, knowledge was gained in relation to the similarities of both educational systems and how each one may be improved. In addition, the results of this study can be used to further improve the current police system by which accidents involving new types of vehicles (e.g. Pedelecs and electric bicycles) are recorded and analysed.

Analyse der Verletzungen von getöteten Mitfahrern bei Frontalunfällen

Analysis of fatally injured passengers in frontal impacts

Sylvia Schick, Manuel Mayer, Klaus Bauer und Steffen Peldschus

Vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen und Diskussionen über höhere Stufen der Fahrzeugautomatisierung kommt der Gruppe der Mitfahrer eine größere Bedeutung zu. Auch bei unverändert niedriger Okkupation der Kraftfahrzeuge im Individualverkehr ist zu erwarten, dass in Automatisierungsstufen von Level 3 und höher nach SAE die direkte Umgebung des Fahrzeugführers bzw. des einzigen Insassen sich zumindest temporär der eines heutigen Beifahrers annähert. Wie in Arbeiten von Kühn et al. [1] bereits angenommen, können Mitfahrer in heutigen Fahrzeugen potenziell als erste Orientierung dienen, wenn es darum geht, zukünftige Trends bei Verletzungsrisiken abzuschätzen. Mit der vorliegenden Auswertung soll eine erste Grundlage zur Verfügung gestellt werden für zukünftige Identifikation und Analysen möglicher Verletzungsursachen bei Insassen ohne typische Fahrzeuglenkerumgebung.

With the background of the latest developments and current discussions on higher car automation levels, passengers deserve more attention in protection contexts. SAE levels 3 and above will at least temporarily come with environment to all occupants that are comparable to today’s passenger ones. 31 passengers, fatally injured in frontal collisions from the years 2010 to 2017 were analysed in this study. The majority of those (58 %) was older than 65 years. 61% were assigned to the staure group of 160-169 cm and 71 % had an BMI of 25 or above. The MAIS was most often observed in the thorax region. In the vast majority of the cases, superficial injuries were coded, which offers the opportunity of in-depth injury mechanism analysis. This should, in future studies, serve to elucitate the origin of e. g. the abdominal injuries in conjunction with sub-optimal belt interaction, which in turn would help to answer the question whether non-driving occupants require particular attention in terms of injury mechanisms.