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Befunde zur Sicherheitswirksamkeit von Fahrsicherheitstrainings

Reviewing the efficacy of advanced driver training programmes

Dipl.-Psych. B. Kröske, M. A. (Paed.) C. Teichert

Sowohl national als auch international werden Fahrsicherheitstrainings als Maßnahme zur Minderung des Unfallrisikos
von Fahranfängern diskutiert. Darüber hinaus erhält die Diskussion um die Wirksamkeit obligatorischer
Fahrsicherheitstrainings durch eine Erwähnung im Koalitionsvertrag der Bundesregierung politischen Auftrieb.
Um in dieser Diskussion auch die wissenschaftlichen Argumente um das Einsatzspektrum und den Nutzen von
Fahrsicherheitstrainings berücksichtigen zu können, werden im vorliegenden Artikel Forschungsbefunde zur
Wirksamkeit von Fahrsicherheitstrainings zusammengetragen. Insgesamt zeigt sich, daß Fahrsicherheitstrainings,
in denen ausschließlich die Fahrzeugbeherrschung geschult wird, das individuelle Unfallrisiko eher zu erhöhen
scheinen. Hingegen könnten Trainings, in denen die Grenzen der Fahrzeugbeherrschung aufgezeigt und gefahrenvermeidende
Fahrverhaltensweisen geschult werden, einen geeigneten Ansatzpunkt für die Ableitung zukünftiger
Forschungsfragen darstellen. Es zeichnet sich weiterer Forschungsbedarf – auch im Hinblick auf die Erforschung
evaluativer Verfahren – ab, da in der Vergangenheit viele Untersuchungen methodische Mängel aufwiesen
und eine Ableitung von Aussagen über die Wirksamkeit von Fahrsicherheitstrainings auf dieser Grundlage nur
begrenzt möglich erscheint. Der vorliegende Artikel über die Wirksamkeit von Fahrsicherheitstrainings beruht auf
einer wissenschaftlichen Recherche, die vom Kraftfahrzeughersteller BMW gefördert wurde. Wir danken für
diese Förderung.

The impact of advanced driver trainings on reducing the crash risk of novice drivers is being discussed among
national as well as international experts. Moreover, recent political considerations to enhance the quality of
driver education through mandatory advanced driver trainings have put new life into the discussion of efficacy
issues. In order to substantiate this discussion with scientific arguments, this article summarizes the results of
international research on the range and the benefit of possible training interventions. The results seem to support
training concepts which focus on experiencing uncontrollable states of driving and on teaching precautious
driving techniques to avoid such states. On the contrary, concepts which concentrate solely on mastering the
vehicle in dangerous situations rather seem to augment the individual crash risk. It has to be noted, though, that
studies apparently verifying positive outcomes of advanced driver trainings often show methodological flaws
which reduce the external validity of their results. More research is therefore needed to develop reliable evaluation
methods and to derive convincing arguments for either the recommendation or the rejection of mandatory
advanced driver trainings as additional elements in German driver education. This article reviewing the efficay of
advanced driver training programmes is based on a scientific enquiry promoted by the automobile distributor
BMW. We appreciate the support.

Prognose für die Verkehrssicherheit in Städten

Prediction of urban road safety

Dr. Dipl.-Ing. A. Aurich, Dipl.-Ing. S. Hantschel, Dipl.-Ing. S. Kollmus, B.,
Dr. Dipl.-Ing. H. Schüller

Anhand des Hauptverkehrsstraßennetzes der Stadt Berlin sind die Zusammenhänge zwischen Unfallgeschehen
und straßenräumlicher Situation im Rahmen verallgemeinerter Regressionsmodelle quantifiziert worden. Dies
geschah differenziert für Abschnitte der freien Strecke und Knotenpunkte, wobei im Bereich der Knotenpunkte
zusätzlich zwischen lichtsignal- und vorfahrtzeichengeregelten Knotenpunkten unterschieden wird. Um die
Übertragbarkeit der funktionalen Zusammenhänge zu beurteilen, erfolgte eine Validierung der ermittelten Zusammenhänge
am Beispiel von ausgewählten Hauptverkehrsstraßen der Stadt Dortmund. Die entwickelten Unfallmodelle
für Berlin und Dortmund ermöglichen eine Abschätzung des Unfallgeschehens in Abhängigkeit von
betrieblichen und entwurfstechnischen Randbedingungen. So können beispielsweise Effekte von kurz- und
langfristigen Veränderungen der Verkehrsbelastung auf die Verkehrssicherheit abgebildet werden. Darüber hinaus
könnten die entwickelten Modelle in Sicherheitskonzepte integriert werden, um Prioritäten und Maßnahmenansätze
abzuleiten und damit den Prozess der Verkehrssicherheitsarbeit unterstützen.

The relationship between accident counts and environmental influences was quantified by analyzing the main
road network of Berlin and subsequently calculating generalized regression models. This analysis was carried out
individually for road sections and intersections, while further differentiating intersections by type of traffic regulation.
In order to assess the transferability of the quantified functional relationships, these were validated on
the basis of a subset of the main road network of Dortmund. The regression models fitted for Berlin and Dortmund
allow an estimation of accident counts as a function of numerous operational and design-related variables. Thus,
for example, the impact of short- and longterm changes of traffic volume on traffic safety can be depicted.
Moreover, the developed models may be integrated into safety concepts, in order to derive rankings by priority as
well as countermeasures and thereby effectively support road safety efforts.

Unterschiede im Unfallgeschehen von Frauen und Männern als Pkw-Fahrer unter besonderer Berücksichtigung älterer Fahrer

Differences in the accident participation between woman and men as car drivers underspecial
consideration of older drivers

Klaus O. Rompe

Dass es Unterschiede im Unfallgeschehen von Frauen und Männern gibt, die im Wesentlichen auf eine vorsichtigere
und defensivere Fahrweise der Frauen zurückgeführt werden, ist bekannt. Unklar war bisher, wie diese Unterschiede
quantifiziert und bewertet werden können. Durch Zusammenführung verschiedener Dateien können jetzt hierzu
genauere Angaben gemacht werden. Als Ergebnis zeigt sich, dass je Führerscheinbesitz Frauen in allen Altersgruppen
etwa ein Drittel weniger Pkw-Unfälle mit Personenschaden verursachen als Männer. Von besonderer Bedeutung ist
dabei, dass die Unfallschwere der von Frauen verursachten Pkw-Unfälle nur etwa halb so groß ist wie bei entsprechenden
Unfällen der Männer. Beide Aussagen zusammen ergeben je Führerscheinbesitzer ein Verhältnis von nahezu
3 : 1 bezogen auf die Getöteten bei einem Pkw-Unfall, der von einem Mann verursacht wurde im Vergleich zu
einem Pkw-Unfall, der von einer Frau verursacht wurde. Es ist zu überlegen, wie diese Unterschiede bei zukünftigen
Programmen für die Verbesserung der Verkehrssicherheit berücksichtigt werden können.

That there are differences in the accident participation between women and men, mainly caused by a more defensive
way of driving of the women, is well known. But the real magnitude of these differences is not known.
By combining data of different sources one can evaluate this magnitude. One result is that related to the number
of driver license owners women of all age groups cause about one third fewer car accidents with injuries than
men. On the other hand the severity of car accidents caused by women is only half as strong as that of accidents
caused by men. Both statements together mean, that related to the number of driver license owners there is a
relationship of nearly 3 : 1 for fatalities caused by a car accident where a man is at fault compared to those
accidents caused by a woman. Therefore one has to take into consideration these differences in the accident
participation between women and men, when installing measures to increase road safety.

Die Rolle der Psychologischen Fahrverhaltensbeobachtung im Beurteilungsprozess der Fahreignung von Senioren

Psychological Driver Observation as a Component of the Assessment of Older Drivers’ Fitness to Drive

Prof. Dr. phil. W. Fastenmeier

Die psychologische Fahrverhaltensbeobachtung wird begrifflich abgegrenzt und ihre Entwicklungsgeschichte
skizziert. Danach werden die Ergebnisse von Fahrverhaltensbeobachtungen mit älteren Autofahrern referiert und
mit den Leistungen jüngerer Stichproben verglichen. Es wird gezeigt, mit welchen Variablen die Leistung bei einer
Fahrt variiert und welche Zusammenhänge zu psychometrischen Testverfahren, Persönlichkeitsfaktoren und
Unfallverwicklung bestehen. Dies verweist auf die Frage, als was Fahrverhaltensbeobachtungen betrachtet werden
sollten, da sie einerseits als Kriteriumsvariable, andererseits aber auch als Prognoseinstrument dienen. Anschließend
werden methodische Anforderungen an das Verfahren geschildert (i. S. von Standardisierung, Normierung,
Cut-off-Werten) und Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes der Methode zur Eignungsbeurteilung älterer
Kraftfahrer diskutiert.

The notion of psychological driver behaviour observation is defined and its development is outlined. The results
of driving observations with elderly subjects are summarized and compared to the performance of younger experienced
drivers. Relations between the driving performance of older subjects and various other variables such
as psychometric testing, accident involvement, personality are shown. Afterwards methodological requirements
for the procedure are described, and potentials and limits of the method for assessing fitness to drive of elderly
drivers are discussed.

 

Zur Fahrausbildung in den A-Klassen

Survey of the actual state of the initial rider training for
motorcycle riders in Germany

Dr.-Ing. A. Kuschefski

Die Fahrschulausbildung bildet die Grundlage für den Einstieg in den Straßenverkehr für nahezu jeden motorisierten
Zweiradfahrer. Ein hoher Anspruch und tiefgreifende Qualität der Ausbildung sind hierbei keinesfalls ein
Garant für höchste Sicherheit, dennoch ein entscheidender Wegweiser, um sicherer unterwegs zu sein. Denn nur
wer in Theorie und Praxis auch gelernt hat, wo die Besonderheiten des motorisierten Zweirades liegen, welche
Risiken damit verbunden sein können und wie damit umzugehen ist, wird im späteren Alltag entsprechend reagieren
können. Vor diesem Hintergrund hat das Institut für Zweiradsicherheit e. V. (ifz) eine deutschlandweite
Befragung bei Führerscheinabsolventinnen und -absolventen der Klasse A durchgeführt. Die Ergebnisse dieser
anonymen Online-Umfrage unter knapp 1.200 Motorradfahrerinnen und -fahrern sind als „Deutschlandweite
Studie zur Überprüfung des Ist-Zustandes in der Fahrschulausbildung der Klasse A“ veröffentlicht.

The initial rider training (driving school) is the basis for the entry to the traffic for most of the motorcycle riders.
High requirements and profound quality of the education are a guarantor for safe riding not at all, but it is of
vital importance. Only the motorcycle rider who has learnt the characteristics of a powered two wheeler within
his theory and practical lessons will be able to handle its risks. Against this background, the Institute for Motorcycle
Safety (ifz) started an online survey across Germany to receive information regarding the implementation
of theoretical and practical lessons in driving schools. The results of this anonymous online survey with nearly
1,200 motorcycle riders are published in the „Survey of the actual state of the initial rider training for motorcycle
riders in Germany”.