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Radverkehr – Unfallgeschehen und Stand der Forschung

Cycling traffic accidents and current state of research

Dipl.-Ing. B. Schreck, Bergisch Gladbach

Gesellschaftlich bedingte Änderungen in der Mobilität sowie die politisch gewollte Attraktivitätssteigerung und Förderung des Radverkehrs sollen die Verkehrsmittelwahl hin zum nichtmotorisierten Verkehr verschieben. Dies kann einen Beitrag zu einer umweltfreundlicheren Mobilität liefern. Aufgrund der veränderten Fahrradnutzung, der zunehmenden Verbreitung von elektrisch unterstützten Fahrrädern und der gestiegenen differenzierten Anforderungenu. a. an Verkehrsqualität werden Anpassungen der Infrastruktur im Hinblick auf die Radverkehrsplanung, -konzeption sowie Straßenbau bzw. -erhaltung notwendig sein. Vor diesem Hintergrund sowie der hohen Unfallanzahl, Unfallschwere und steigenden Unfallanteile im Radverkehr werden in den einzelnen Forschungsbereichen der Sicherheitsforschung des Radverkehrs (Einflussfaktor Mensch, Infrastruktur und Sicherheitsausstattung/Fahrzeugtechnik) zahlreiche Forschungsaktivitäten durchgeführt, um die Entwicklung der Verkehrssicherheit im Radverkehr nicht weiter von der positiven Entwicklung der Verkehrssicherheit insgesamt abzukoppeln. Dieser Beitrag gibt aufbauend auf den Fakten und Potenzialen des Radverkehrs einen Überblick über die Radverkehrssicherheit hinsichtlich Gesamtunfallgeschehen, Unfallentwicklung und Unfallstruktur. Die Darstellung der abgeschlossenen, laufenden und geplanten Forschungsaktivitäten soll die wesentlichen Erkenntnisse und Maßnahmen in den jeweiligen Forschungsbereichen verdeutlichen.

The socially and politically desired increasing of attractiveness and promotion of cycle traffic is expected to shift the modal split towards non-motorized traffic. This could contribute towards a more environment-friendly mobility. The changes in cycle use, the increasing use of electrically assisted cycles and raised specific requirements e. g. on quality of traffic flow will require modifications to infrastructure in terms of cycle planning, cycle conception, road construction and maintenance. In this context and because of the high number of accidents, high accident severity and the rising share of bicycle accidents, it will be necessary to initiate further and more effective interdisciplinary research activities. Otherwise the development of cycling safety might become decoupled from the positive improvements in overall traffic safety. This article will examine the facts and potential of cycling and based on that provide an overview of the current situation of cyclist safety. It will especially detail the completed and current research work and especially show the results and measures of German cyclist safety research.

Wirkungsanalyse des Verkehrssicherheitsprojektes „Schutzengel“ im Kreis Gütersloh

Impact analysis of the road safety project “Schutzengel” in Gütersloh

Prof. Dr.-Ing. I. Mühlenbruch; M. Sc. D. Hilke, Bochum

Das Projekt „Schutzengel“ ist ein präventives Verkehrssicherheitsprojekt, mit dem junge Fahrer dazu sensibilisiert werden sollen, mehr auf ihre Freunde und Bekannte (peer group) zu achten und als Vorbild bei den Punkten Alkohol, Drogen, Geschwindigkeit und Gurttragen im Straßenverkehr zu fungieren. Die Evaluation wurde anhand der Daten einer im Zuge des Projektes durchgeführten Online-Befragung vorgenommen. Um die Wirkung des Projektes möglichst unabhängig von statistischen Schwankungen messen zu können, wurden verschiedene Kontrollkreise ausgewählt, die im Zuge einer Untersuchung von strukturellen Faktoren (Einwohnerdichte, Siedlungsdichte, Verunglücktenhäufigkeitszahlen, etc.) die größte Ähnlichkeit zum Kreis Gütersloh aufwiesen. Die zusammenfassende Bewertung der Rückgänge von Verunglücktenzahlen in Gütersloh zeigte eine positive Wirkung des Projektes. Dabei weist Gütersloh in nahezu allen relevanten Kategorien von im Verkehr Verunglückten (Schwerverletzte und Getötete, Verunglückte in einem Kraftfahrzeug mit Kennzeichen des Kreises, etc.) größere Rückgänge als in den Kontrollkreisen auf. Hervorzuheben ist insbesondere die Kategorie der im Verkehr Verunglückten mit den Unfallfolgen Schwerverletzt und Getötet, die im Zuge der Analyse einen besonders hohen Rückgang aufwiesen.

The project “Schutzengel” is a preventive road safety project in which young drivers should be sensitized to pay more attention to their fellow men (peer group) and to act as a model at points of alcohol and drugs in traffic. The evaluation is based on an online survey that has been set up and carried out in course of the project. In order to measure the impact of the project different comparison groups were selected, which had the greatest similarity to the district of Gütersloh in the respect of structural factors (population density, victim frequency numbers, etc.). In general, the summarizing evaluation of the declines of those injured in Gütersloh showed a positive effect of the project. Gütersloh has in nearly all relevant categories (seriously injured and killed, casualties with indicator of the district, etc.) greater reductions than the comparison groups. Special emphasis should be placed on the large decreases in the categories of the seriously injured and killed that came up as a result from the analysis. 

 

Mercurio: Eine europäische Analyse von Unfallkosten – Soziale und wirtschaftliche Auswirkungen auf private Haushalte

MECURIO “A European Analysis of accident costs” – Social and economic impact on private households

Mag. M. Oberlader; B. A. C. Kaufmann, Wien

Das Projekt MERCURIO hatte zum Ziel, eine präzise und wissenschaftsbasierte Analyse der kurz- und langfristigen  sozialen und ökonomischen Auswirkungen von Straßenverkehrsunfällen auf öffentliche und private Haushalte  durchzuführen. Der folgende Beitrag stellt die Arbeiten, die im Rahmen des Arbeitspaketes 3 durchgeführt wurden vor. Es zielte darauf ab, die ökonomische und soziale Last, die für private Haushalte als Folge von Verkehrsunfällen anfällt, zu operationalisieren. Der Beitrag gibt einen Einblick in ökonomische und insbesondere auch soziale Belastungen für private Haushalte sowie die Rolle der Versicherungsunternehmen in der Bewältigung der finanziellen Last. Es werden die österreichischen Ergebnisse der Fragebogenstudie (n = 66) dargestellt. Soziale und psychologische Faktoren spielen in der Bewältigung der Unfallfolgen eine maßgebliche Rolle für die Opfer. Ihnen wird im Rahmen von Entschädigungsleistungen nicht ausreichend Rechnung getragen und die Unzufriedenheit mit den Versicherungsleistungen war bei den StudienteilnehmerInnen entsprechend groß. Die geringe Unterstützung durch Versicherungen sowie private und öffentliche Krankenanstalten stellte eine weitere methodische  Erkenntnis dar, welche für Folgeuntersuchungen von zentraler Bedeutung ist.

The MERCURIO project had the aim to execute out an accurate and science-based analysis of the short- and  long-term social and economic impact of road accidents on public and household budgets. The following article  presents the work that has been carried out within the framework of work package 3. The objective was to operationalize  the economic and social burden which accrues to households as a result of traffic accidents. The article  highlights the economic and specific social burdens on households as well as the role of insurance companies  while coping with this financial burden. In the following article, the Austrian results of the questionnaire study  (n = 66) are presented. Social and psychological factors play an important role for victims coping with the consequences  of an accident. Those factors are not sufficiently taken into account in the context of insurances`  compensation payments, and dissatisfaction with the insurance compensations was therefore a sensitive issue  for the study participants. The poor support from insurance companies and private and public hospitals during  the survey preparation was a methodological side effect that needs to be considered in follow-up studies.  

 

Automatisiertes Fahren im Straßenverkehr – Offene Fragen aus Sicht der Psychologie

Automated driving in road traffic – Open questions from a psychological point of view

Prof. Dr. B. Schlag, Dresden

Die Zukunft des Autofahrens scheint in hochautomatisiertem und autonomem Fahren zu liegen. Wenig beachtet wurde bei dieser Projektion allerdings bisher die Rolle des Menschen als Fahrzeugnutzer. Der Beitrag spricht einige psychologische Probleme hochautomatisierten Fahrens an, deren Lösung Voraussetzung der projizierten Entwicklungen ist. Dies schließt Probleme des Situationsbewusstseins, der veränderten Beanspruchung, der Verhaltensanpassung und möglichen Dequalifizierung sowie die Übernahmeproblematik ein. Wesentlich sind zudem Fragen der Sicherheit und der Akzeptanz hochautomatisierter Systeme. Zwischen assistiertem und automatisiertem Fahren zeigen sich dabei wesentliche Unterschiede.

The future of car driving seems to be highly automated or even autonomous driving. Until now the role of humans as car users has been little considered in this projection. This article mentions some psychological problems of highly automated driving. They must be solved as a prerequisite for the projected development. This includes situation awareness, changing workload, behavioural adaptation and possible loss of competence as well as  problems in taking over the driving task in critical situations. Moreover, important questions apply to safety and acceptance of highly automated systems. Major differences are specified between assisted and automated driving.