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Gewalt gegen Taxifahrer – Prävalenz, Risiko und Prävention

Violence against taxi drivers – Prevalence, risk and prevention

Angelika Stadler, Claus Backhaus

Obwohl Taxifahrer sich an ihrem Arbeitsplatz vielfach mit Gewalt auseinandersetzen müssen, fehlt bislang eine ausreichende empirische Analyse zu Gewalterfahrungen von Taxifahrern in Deutschland. Die vorliegende Studie liefert hierzu eine erste quantitative Beschreibung. In einer Befragung von 741 Taxifahrern aus Deutschland werden Zusammenhänge zwischen individuellen Eigenschaften der Taxifahrer und der Prävalenz von verbalen bzw. körperlichen Angriffen erfasst. Weiterhin werden Unterschiede der Auswirkungen von Gewalt auf die Opfer und Wahrscheinlichkeitsfaktoren für das Auftreten von körperlichen Übergriffen ermittelt. Die Ergebnisse zeigen, dass 57,2 Prozent der Taxifahrer bereits einen verbalen Übergriff und 29,1 Prozent einen körperlichen Übergriff in ihrer Berufslaufbahn erlebt haben. Typischerweise werden männliche, selbstständige Taxifahrer nachts in ihrem Taxi überfallen. Dabei sind die Täter meist junge, angetrunkene Männer. Insgesamt musste sich ein Drittel der Überfallenen in ärztliche Behandlung begeben. Die Ergebnisse belegen eindringlich die Notwendigkeit, systematische Präventionsmaßnahmen zur Verringerung der Gewalt gegen Taxifahrer einzuführen.

Taxi drivers are often affected by violence at work. However, there is a lack of empirical data on violence against taxi drivers in Germany. The present study aims to provide a first quantitative description. By the use of a structured interview technique 741 taxi drivers are questioned about their experience with violence at work. Furthermore, the relationships between individual characteristics of the questioned taxi drivers and the prevalence of verbal and physical attacks are determined and differences in the impact of violence on victims and the probability factors for the incidence of a physical attack are measured. The results show that 57.2 percent of the taxi drivers have had a verbal attack, and 29.1 percent are experienced with physical attacks. Typically male and self-employed taxi drivers are attacked at night. The attackers are typically young and drunken men. A third of the attacked taxi drivers need a medical treatment. The results clearly show the need to introduce preventive measures against violence against taxi drivers.

Ein neues System zur Aufnahme kritischer Fahrsituationen mit fahrerindividueller Auslösung

A new event data recorder with adaption to individual drivers

Toralf Trautmann, Patrick Rogge

Studien im Realverkehr (Naturalistic Driving Studies) zur Ermittlung des Fahrerverhaltens in kritischen Situationen sind sehr aufwendig und kostenintensiv. Im Jahr 2010 begann eine langfristige Studie zur Untersuchung der Entwicklung des Fahrzeugzustandes. Aus diesen Daten können auch Informationen zum Fahrverhalten ermittelt werden. Im Gegensatz zu vergleichbaren Untersuchungen erfolgt bereits im System eine fahrerindividuelle Festlegung von Grenzwerten für die Auslösung einer Datenaufzeichnung. Erste Ergebnisse zum Fahrverhalten liegen vor und bestätigen die Eignung des gewählten Ansatzes zur fahrerindividueller Festlegung von Grenzwerten für die Auslösung einer Datenaufzeichnung. Diese Felddaten können dazu beitragen, Fahrerassistenzsysteme wesentlich besser an den Bedarf unterschiedlicher Fahrertypen anzupassen.

Naturalistic Driving Studies for the detection of driver behaviour are time-consuming and expensive. In 2010, a long term study began to monitor the evolution of the vehicle state. Their data can also provide information regarding the driver behaviour. In contrast to other studies already done, a driver-specific restriction of limits in the system is done for the initiation of a data record. First results about driver behaviour are now available and confirm the ability of algorithms used for driver selective event recording. This field data may help to adapt driver assistance systems much better to the needs of the individual drivers based on the results of our study.

Untersuchung der Wirkungen eines Unfallpräventionsprogramms mit konfrontativen Stilmitteln

Evaluation of a crash prevention program with fear arousing appeal

Markus Hackenfort

Das von der Polizei Nordrhein-Westfalen durchgeführte Interventionsprogramm „Crash Kurs NRW“ verwendet für die 16- bis 19-jährigen Adressaten gezielt „konfrontative Stilmittel“ und besteht aus einer – von an Unfallorten tätigen Personen durchgeführten – schulklassenübergreifenden Vortragsveranstaltung und einer von Lehrern im Klassenverband begleiteten Nachbereitung. Im Rahmen einer in sechs Pilotbehörden durchgeführten Evaluation der Wirkungen des Programms wurden über 2.000 Schüler zu drei Messzeitpunkten befragt. Es resultierte eine sehr hohe positive Zustimmung zu den Inhalten seitens der Teilnehmenden, zudem konnten verringerte Kompetenzüberschätzungen in bestimmten Bereichen identifiziert werden. Kaum veränderten sich hingegen Einstellungsund Wissensparameter. Vor diesem Hintergrund wird gefolgert, „Crash Kurs NRW“ unter Berücksichtigung von inhaltlichen und formalen Optimierungen zu etablieren.

How is the effect of fear arousing appeals on 16- to 19-year-old participants? This study reviews an intervention program called „Crash Kurs NRW“ which was implemented by the police of the German state North Rhine-Westphalia. This prevention program was conducted by people, who are normally working at accident scenes, e.g. policemen, firemen, emergency physicians as well as family members of accident victims. In this context, an evaluation with 2.000 students was realized at three occasions – the first time just before the program was performed, the second was completed two weeks and the third one four months later. The result was a very high positive assent to the content on the part of the participants. Additionally, decreased overestimations of the own driving competences could be found. Hardly changed, however, attitudes and knowledge parameters. Against this background, it is concluded, to establish „Crash Course NRW“ in consideration of formal and content optimizations.

Alterseffekte auf die Fahrsicherheit bei Schweizer Kraftfahrern im Jahr 2010

Age Effects on Driving Safety in Switzerland in 2010

Gianclaudio Casutt, Mike Martin und Lutz Jäncke

Junge Kraftfahrer sind als Risikogruppe anerkannt. Bei Kraftfahrern über 70 Jahre wird dies kontrovers diskutiert. Hingegen gilt es als gesichert, dass ältere Personen insgesamt überproportional häufig bei schweren Unfällen involviert sind oder sterben. Mit einem Schweizer Unfalldatensatz (2010) wurde untersucht, inwiefern die Art der Unfallbeteiligung die Unfallrate in einer Altersgruppe beeinflusst und welche Altersgruppe eine erhöhte Unfallrate aufweist. Die Unfallrate wurde unter Berücksichtigung demografischer Einflussvariablen berechnet. Die Ergebnisse zeigen, dass die Unfallbeteiligung die Unfallrate über die Altersgruppen hinweg nicht beeinflusst. Junge (18-24) und ältere Kraftfahrer (75+) wiesen eine signifikant erhöhte Unfallrate auf, wobei diese bei den über 75-Jährigen am höchsten war. Die Verkehrssicherheitsmassnahme bei jungen Kraftfahrern (Führerschein auf Probe) scheint wirksamer zu sein als die bei den über 70-Jährigen (vertrauensärztliche Kontrolluntersuchung). There is evidence for young drivers to be a high-risk crash group. However, it is unclear if there is a higher driving crash risk also for older drivers (70+). Existing data support the disproportionate risk of older people to be involved in severe and fatal crashes. In a Swiss crash dataset from 2010 the effects of different crash involvement on crash rate in age groups and the differences on crash rate between age groups were investigated while controlling frailty. The crash rate was controlled by demographic variables. The results show no significant influence of crash involvement on the age group based on the crash rate. A significantly higher crash rate was found for young (18-24) and older (75+) drivers, with highest crash rate for drivers older than 75 years. These results suggest that the mandatory instrument for younger drivers (driver licence on probation) seems to be more efficient than that for older drivers (medical assessment).

Die Bedeutung der Fahrerreaktionszeit bei der Vermeidung von Verkehrsunfällen

Hans Bäumler

Die juristische Beurteilung eines Verkehrsunfalls setzt die genaue Kenntnis des Unfallablaufs voraus. In vielen Fällen werden Sachverständige für die Unfallanalytik hinzugezogen. Deren Aufgabe ist es unter anderem auch, die Vermeidbarkeit der Kollision für die Beteiligten zu beurteilen. Hierbei kommt der anzusetzenden Reaktionszeit des Kraftfahrers ein erheblicher Stellenwert zu. Sie entscheidet darüber, wann eine zielgerichtete Abwehrhandlung eingeleitet wird. Aber nicht nur in der forensischen Unfallrekonstruktion ist die Kenntnis der Fahrerreaktionszeit von erheblicher Bedeutung, dies gilt auch für Unfallvermeidungsstrategien. Nachfolgend werden die Reaktionszeitmodelle für unterschiedliche Wahrnehmungsbedingungen beschrieben und anschließend Folgerungen für die Fahrzeugentwicklung abgeleitet.