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KOLIBRI – Ampelassistenz für die Landstraße auf einem Smartphone

KOLIBRI – Traffic Light Assistance for rural Roads on a Smartphone

Dipl.-Ing. Univ. M. Krause M. Sc. und Univ.-Prof. Dr. phil. K. Bengler

In einem bayerischen Pilotprojekt wurde ein Ampelassistent für die Landstraße implementiert und in mehreren
Untersuchungen evaluiert. Dieser Beitrag geht auf die im Rahmen des Pilotprojekts geleisteten Arbeiten im Bereich
Human Factors ein, wie die Systemauslegung und Gestaltung der Anzeigen des Ampelassistenten. Insbesondere
die gemessenen Blickabwendungszeiten während der Fahrt, als wichtiges Beurteilungskriterium der Fahrerablenkung,
stehen mit Ergebnissen von Eyetrackingstudien aus einer Simulatorfahrt (N=21 Probanden) und einer
Realfahrt (N=22 Probanden) im Mittelpunkt. Der Vergleich dieser Datensätze unterstreicht einerseits die Eignung
eines Fahrsimulators zur gefahrlosen Bewertung von Fahrerinformationssystemen. Andererseits lässt sich an den
gemessenen kurzen Blickdauern ablesen, dass sich der für ein Smartphone implementierte Ampelassistent für die
Kombination mit der Fahraufgabe eignet.

In a Bavarian pilot project a traffic light assistant for rural roads had been implemented and evaluated in different
experiments. This paper gives an overview of the work done within the project, especially in the field of human
factors engineering, and explains the architecture and interface structure of the system. A special focus of the
paper is on the measured gaze durations while using the system and driving a car. Gaze durations are an important
benchmark in driver distraction studies. Gathered eye-tracking data from a driving simulator experiment
(N=21 subjects) and real road driving (N=22 subjects) illustrate the importance of driving simulation as a valid
and safe tool to assess in-vehicle information systems. The measured short gaze data indicates that the implemented
traffic light assistant on the smartphone is suitable while driving.

Pädagogisch-psychologische Konzeption und Qualitätssicherung der verkehrspädagogischen Teilmaßnahme des Fahreignungsseminars

Pedagogic-psychological conception and quality assurance of the traffic pedagogical submeasure of the “Fitness to Drive course”

Dr. habil. D. Sturzbecher, Dipl.-Psych. B. Bredow und Dipl.-Psych. M. Büttner

Seit dem 1. Mai 2014 können verkehrsauffällige Kraftfahrer auf freiwilliger Basis eine neue Nachschulungsmaßnahme
− das sogenannte „Fahreignungsseminar“ − absolvieren. Diese Maßnahme verknüpft eine verkehrspädagogische
und eine verkehrspsychologische Teilmaßnahme synergetisch miteinander und korrespondiert mit dem gegenwärtigen
Forschungsstand im Hinblick auf Rehabilitationsmaßnahmen für mehrfach verkehrsauffällige Kraftfahrer. Für die
verkehrspädagogische Teilmaßnahme des Fahreignungsseminars wurden ein wissenschaftlich fundierter
Rahmenlehrplan und ein Qualitätskriterienkatalog erarbeitet und in einer Machbarkeitsstudie erprobt. Sowohl
der Rahmenlehrplan als auch der Qualitätskriterienkatalog sollen die einheitliche Gestaltung und kontinuierliche
Qualitätssicherung der Maßnahme fördern sowie eine summative Evaluation der Maßnahmenwirksamkeit ermöglichen.
Die Erprobungsergebnisse legen nahe, dass der Rahmenlehrplan eine praktikable Grundlage zur Ausgestaltung der
verkehrspädagogischen Teilmaßnahme darstellt und der Qualitätskriterienkatalog einschließlich eines darauf aufbauenden
Beobachtungsverfahrens zur fachgerechten Beurteilung der Seminarqualität geeignet ist.

Since May 1, 2014 traffic offenders can voluntarily undertake a new intervention measure, called the “Fitness to
Drive course”. This measure combines a traffic pedagogical and a traffic psychological submeasure synergistically
and corresponds with the current state of research regarding intervention measures for traffic offenders. Concerning
the traffic pedagogical submeasure a scientifically founded framework curriculum and a catalogue of
quality criteria were developed and tested in a feasibility study. Both the framework curriculum and the catalogue
of quality criteria shall promote a coherent performance and sustainable quality assurance of the submeasure;
moreover, they shall enable a summative evaluation. The results of the feasibility study suggest that the framework
curriculum is a practicable foundation to conduct the submeasure. Likewise, the catalogue of quality criteria
including a systematic observation instrument proved to be suitable to assess the quality of the submeasure in a
professional manner.

Validierung leistungspsychologischer Testverfahren unter Aspekten der Verkehrssicherheit

Validation of performance tests with regard to traffic safety

Dipl.-Psych. Dr. rer. nat. habil. M. Berg, Dipl.-Psych. C. Reimann und
Dipl.-Psych. Prof. Dr. rer. nat. Prof. h. c. (MIREA) W. Schubert

Ein grundlegendes Missverständnis hinsichtlich der in der Fahreignungsdiagnostik verwendeten Tests besteht in
der Annahme, dass sie eine Prognose des Fahrverhaltens zu liefern hätten. Damit im Zusammenhang steht ein
weiteres Missverständnis, dass nämlich diese Tests am praktischen Fahrverhalten zu validieren seien. Beides erweist
sich bei genauem Hinsehen als in sich widersprüchlich. Im Zusammenhang damit ist auch die Kriteriumsvalidität
kritisch zu hinterfragen. Als Alternative zur Validierung von Leistungstests an Fahrverhaltensproben wird (auch
an Beispielen) die Möglichkeit aufgezeigt, leistungspsychologische Testverfahren anhand des heute vorhandenen
Wissens um kognitive Leistungen zu validieren und zu zeigen, dass sie verkehrsrelevant sind. Verkehrsspezifisch
dagegen sind die Inhalte der verkehrsrelevanten Leistungen.

Tests applied in diagnostics of fitness to drive have to provide a prognosis of driving behaviour: this assumption
is one of the basic misunderstandings regarding the validity issue. A second traditional misunderstanding is that
it is requested to validate such performance tests by on-road tests. Both assumptions turn out to be contradictory
when closely examinined. In this context the criterion validity has to be considered critically. An alternative
way to validate performance tests with regard to traffic safety – demonstrated by examples – is to show which
cognitive performance they assess and, that these performances are traffic relevant. Only the contents of these
cognitive performances are traffic specific.

Jenseits jeder (erfolgreichen) Rehabilitation und Therapie – zu Entscheidungsgrundlagen im Bereich der Fahreignungsbegutachtung bei „austherapierten?“ Trunkenheitsfahrern

The basis of decisions for drivers who have unsuccessfully participated in various therapeutic measures

Udo Kranich, Prof. Dr. jur. D. Müller und Dr. med. habil. T. Friedrich

Der Artikel setzt sich schwerpunktmäßig aus verschiedenen fachlichen Perspektiven mit Fragen der Fahreignungsbegutachtung
bei einer speziellen Gruppe von Trunkenheitstätern auseinander. Es handelt sich um die „sehr schweren Fälle“, bei denen
bisher alle (überhaupt nur möglichen) Rehabilitationsmaßnahmen (wiederholt) versagt haben und keine begründete Aussicht
auf eine dauerhafte positive Verhaltensveränderung im Hinblick auf den Alkoholkonsum und/oder die Delinquenzneigung im
Straßenverkehr zu erwarten ist. Im Fokus stehen Personen, die sehr wahrscheinlich „austherapiert“ sind, wo mitunter
außerdem noch erhebliche (nicht rückbildungsfähige) medizinische alkoholbedingte Folgeschäden bestehen und die auch
deswegen den Anforderungen zum sicheren Führen von Kfz auf Dauer nicht mehr gerecht werden. Mit diesem Beitrag soll
aufgezeigt werden, dass die Begutachtung bei dieser Gruppe von Trunkenheitstätern nicht immer wieder zu einer positiven
Prognose führen kann. Aus interdisziplinärer Sicht wird dargestellt, unter welchen Bedingungen dies der Fall sein könnte. Ein
solcher (austherapierter) Zustand kann insbesondere in einer Fahreignungsüberprüfung festgestellt werden. Der Artikel soll
dazu ermutigen, sofern die Bedingungen nach verantwortungsbewusster Abwägung der nötigen fahreignungsrelevanten
Faktoren dafür vorliegen, auch eine solche (sicherlich nicht leichte) Entscheidung zu treffen.

The assessment of high risk (HRO) DWI offenders who had submitted to various therapeutic measures is critically
elaborated. Repeated rehabilitation measures for those HRO offenders did not result in the expected success as
they did not show any change of behavioral and drinking pattern. Most likely those drivers will continue to be at
high risk because they display multiple behavioral problems and physical impairments, often due to their long
term alcohol consumption. This article aims at demonstrating the criteria to be fulfilled for members of this group
in order to regain their driving fitness to be assessed in a Medical-Psychological Assessment.

Neue technische Möglichkeiten von Alkohol- Interlocks und wachsende Anforderungen in gesetzlich festgelegten Trunkenheitsfahrerprogrammen

Benefit/Cost-Analysis of mandatory Event Data Recorder Applications, Approach and Results

B. Velten

Alkohol-gesteuerte Wegfahrsperren haben sich im weltweiten Einsatz bereits seit über 30 Jahren bewährt.
Der ursprüngliche Gedanke, eine Fahrt unter Alkoholeinfluss durch den Einbau eines solchen Geräts in ein Fahrzeug
zu unterbinden, ist nach wie vor der Sinn von Alkohol-Interlocks. Allerdings sind die Anforderungen an die
Geräte vor allem in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Eine immer größere Rolle spielen Datensicherheit und
Datenschutz. Alle aufgezeichneten Ereignisse, wie z. B. Abgabe des ersten Atemtests um den Motor zu starten,
gemessene Alkoholkonzentration, Start des Fahrzeugs oder Dauer der Fahrt mit Angabe von Datum und Uhrzeit,
sind vor unerlaubtem Zugriff geschützt. So ist es nicht möglich, Daten auf der Steuereinheit eines Alkohol-
Interlocks zu verändern oder zu löschen. Das Auslesen der Daten sowie deren Analyse ist nur berechtigten
Personen möglich. Bisher gab es jedoch keine einheitlichen, harmonisierten Anforderungen an die Verschlüsselung
der Daten. Es war die Aufgabe der Hersteller von Alkohol-Interlocks, die Sicherheit und den Schutz der Daten
zu gewährleisten. Mit der Europäischen Norm EN 50436-6 Fassung 2014, die die Qualität und die Anforderungen
an den Datenschutz definiert, erfüllen zugelassene Alkohol-Interlocks die gestiegenen Anforderungen. Der
technische Fortschritt und die neuesten Methoden der Verschlüsselung werden hierbei zugrunde gelegt. In
immer mehr Bundesstaaten der USA und in Teilen Australiens werden Zusatzgeräte in sog. Trunkenheitsfahrerprogrammen
gefordert. Dabei handelt es sich um Kameras und/oder Module zur mobilen Datenübertragung. Diese Zusatzgeräte
müssen gemäß der neuen Europäischen Normen EN 50436-1:20141 (Anforderungen an Alkohol-Interlocks im Einsatz
von Trunkenheitsfahrerprogrammen) und EN 50436-6:201422 (Anforderungen an Alkohol-Interlocks, Datenschutz)
als Bestandteile des Alkohol-Interlocks im Rahmen der Zulassung ebenfalls geprüft werden. Auch für die Zusatzgeräte
gelten die Anforderungen an die Datensicherheit und den Datenschutz, denn sie zeichnen ebenfalls Daten auf, die ggf.
auf der Steuereinheit der alkohol-sensitiven Wegfahrsperre gespeichert werden.

Alcohol-based vehicle immobilizers have proven themselves in worldwide use for over 30 years. The original idea
to prevent driving under the influence of alcohol by installing such a device into a vehicle is still the point of
alcohol interlocks. However, the requirements for the devices have increased greatly over the last several years. Data
security and privacy protection play increasingly greater roles. All recorded events, for example, giving the first
breath sample to start the motor, measured alcohol concentration, starting the vehicle, and length of the drive
with specification of date and time are all protected from unauthorized access. It is also impossible to alter or
delete data saved to an alcohol interlock’s control unit. It is only possible for authorized personnel to read the data
and the analysis of the data. To date, there has not been any unified, harmonized requirement for the encryption
of data. It was the job of alcohol interlock manufacturers to ensure the security and privacy of the data. With
the European standard EN 50436-6 Version 2014, which defines the quality and the privacy protection requirements,
approved alcohol interlocks will fulfil the increased requirements. Technical advancement and the newest encryp
tion methods are the basis of this. Additional devices are required in drunk driving programs in an increasing
number of US states and in parts of Australia. These devices require cameras and/or modules for mobile data
transmission. As part of the approval, these additional devices must also be tested according to the new
European standard EN 50436-1:20143 (Requirements for alcohol interlocks in use in drunk driving programmes) and
EN 50436-6:20144 (Requirements for alcohol interlocks on data security). The data security and privacy protection
requirements also apply to the additional devices, as they also record data that is saved to the control unit in the
alcohol interlock.