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Kann man Fahranfänger besser auf das selbstständige Fahren vorbereiten? Ein internationaler Vergleich von Maßnahmensystemen

Can novice drivers be better prepared for solo driving?

Jan Genschow, Dietmar Sturzbecher und Georg Willmes-Lenz

International gesehen existieren vielfältige Maßnahmensysteme zur Vorbereitung von Fahranfängern auf die motorisierte Verkehrsteilnahme. Mit ländervergleichenden Systemanalysen können Erkenntnisse bezüglich einer sicherheitswirksamen Systemgestaltung gewonnen werden. Für solche Analysen wird ein übergreifender Beschreibungsrahmen vorgestellt, um unterschiedliche Systeme der Fahranfängervorbereitung anhand von funktional und institutionell unterscheidbaren Vorbereitungsformen (Lehr-Lernformen, Prüfungsformen) abzubilden. Die vorliegenden Untersuchungsergebnisse aus 44 Ländern wurden anhand von Expertenbefragungen, Dokumentenanalysen und Internetrecherchen gewonnen. Mit diesen Ergebnissen wird der Kenntnisstand zu vorhandenen Strukturen und Gestaltungsmöglichkeiten im Bereich der Fahranfängervorbereitung systematisiert, aktualisiert und wesentlich erweitert. Die Befunde lassen unterschiedliche Schwerpunktsetzungen bei der Systemgestaltung in Europa (z. B. einstellungs- bzw. wertebezogene Lehr-Lernziele) und in Nordamerika/Australien/Ozeanien (z. B. langfristiger Fahrerfahrungsaufbau unter protektiven Bedingungen) erkennen, wobei sich auch konvergierende Trends abzeichnen.

Internationally, a great variety of systems to prepare novice drivers for participation in motorized traffic can be found. Through comparison of the systems, system structures and architectures with a high safety effectiveness can be identified. For this purpose, a conceptual framework is developed, which allows description of the systems on the basis of functionally and institutionally distinct forms of preparation (teaching/learning forms, forms of testing). The present findings for 44 countries were obtained through expert interviews as well as documentary and Internet research. With the project results, knowledge concerning existing system structures and potential options for designing improved systems for preparing novice drivers are systematized, updated and considerably expanded. The findings reveal different priorities in system design in Europe (formal driver education with affective learning objectives) and in North America/Australia/Oceania (e. g. long-term acquisition of driving experience under protective conditions), as well as converging trends.

Bewertung der Straßenverkehrsunfälle Entwicklung der Unfallkosten in Deutschland 2005 bis 2010 – Unfallkostensätze 2010

Therapeutic Interventions for Antisocial and Aggressive Behavior

Markus Lerner, Thomas Kranz und Andreas Schepers

Mit der Veröffentlichung des Merkblattes zur örtlichen Unfalluntersuchung in Unfallkommissionen wurden im Mai 2012 erstmals seit 2003 wieder neue Unfallkostensätze für verschiedene Unfallkategorien und Kategoriengruppen von Straßen veröffentlicht. Die Kostensätze dafür wurden auf der Grundlage des mittleren Unfallgeschehens der Jahre 2005 bis 2009 berechnet. Preisstand der Kostensätze ist das Jahr 2009. In dem vorliegenden Artikel werden die Hintergründe und Bewertungsgrundlagen für die Berechnung von Unfallkosten in Deutschland sowie der Ermittlung von unfallbezogenen Kostensätzen erläutert sowie die Entwicklung der Kostensätze in den vergangenen Jahren dargestellt. Zusätzlich wurden die Kostensätze auf der Basis des Unfallgeschehens der Jahre 2006 bis 2010 zum Preisstand 2010 fortgeschrieben.

With the publication of the fact sheet on local accident investigations in accident commissions in May 2012, new accident cost rates for different accident categories and category groups of roads were published again for the first time since 2003. The cost rates for this were calculated on the basis of the average accident statistics for 2005 to 2009. The cost rates refer to prices in 2009. In this article, the background and basis of valuation for the calculation of accident costs in Germany and the determination of accident-related cost rates are explained, and the development of the cost rates in the past years is shown. In addition, the cost rates based on the accident statistics for 2006 to 2010 were updated at 2010 prices.

Effekte von Musik per Kopfhörer auf das Reaktionsverhalten bei unterschiedlichen Verkehrsgeräuschen

Effekte von Musik per Kopfhörer auf das Reaktionsverhalten bei unterschiedlichen Verkehrsgeräuschen

Hiltraut Paridon, Juliane Springer

Inzwischen sieht man immer häufiger Fußgänger und Radfahrer, die Musik über Kopfhörer hören, während sie am Straßenverkehr teilnehmen. Wie sich dies auf das Reaktionsverhalten im Verkehr auswirkt, ist bisher kaum untersucht. In dem vorliegenden Experiment wurde überprüft, wie sich die Reaktionszeiten auf acht unterschiedliche Verkehrsgeräusche ändern, wenn über In-ear-Kopfhörer oder über On-ear-Kopfhörer leise oder laute Musik gehört wird. Es zeigt sich, dass sich die Reaktionszeiten unter den Musik-Bedingungen deutlich verlängern im Vergleich zur Kontrollbedingung ohne Musik. Auch bereits bei leiser Musik kann sich die Reaktionszeit um die Hälfte erhöhen. Man kann davon ausgehen, dass verzögerte Reaktionen im Straßenverkehr das Unfallrisiko erhöhen. Aus diesem Grund sollte auf das Tragen von Kopfhörern im Straßenverkehr verzichtet werden. Pedestrians and cyclists listening to music on headphones whilst in traffic are an increasingly common sight.

Little in the way of research has been conducted to date on the effect of this upon their reaction behaviour in traffic. The present experiment examined how the reaction times to eight different traffic sounds change when music is being listened to at low and high volume through in-ear and on-ear headphones. Compared to the control condition, the reaction times were seen to be extended substantially when music was being listened to. The reaction time may increase by 50 % even when the volume is low. It may be assumed that extended reaction times increase the risk of a traffic accident. For this reason, headphones should not be worn in traffic.

Verkehrsunfallprävention durch polizeiliche Puppenbühnen – eine Analyse zu Themen und Zielgruppen

Low Volume Roads – driving behaviour on single lane cross sections

Alexander Gluba, Anke Müller

Polizeiliche Verkehrspuppenbühnen sind bis dato wenig erforscht. Sofern sich Studien mit dieser Thematik auseinandersetzen, liegt der Fokus in der Regel in betriebswirtschaftlichen Betrachtungen und nicht auf der Wirkung, die durch die Bühnen bei den Adressaten erzielt wird. Dieser Beitrag stellt die Ergebnisse einer Befragung von insgesamt 780 Kindern aus ersten und zweiten Klassen sowie der Vorschule dar. Die Kinder wurden einmal vor und einmal nach dem Besuch eines Auftritts einer Polizeipuppenbühne zu ihrem Wissen über Belange des Straßenverkehrs befragt. Im Ergebnis ist das Wissen der Kinder um den Straßenverkehr grundsätzlich hoch. Durch den Besuch des Puppenstücks wird ein Wissenszuwachs erzielt, insbesondere bei den Themen, die durch die Puppenbühnen speziell thematisiert wurden.

Police-run puppet-theatres addressing children‘s road-safety have scarcely been object of research until today. If studies deal with this topic, the focus usually is on economic matters; the effect and impact that puppet-theatres have on the addressees (basically children) fade from the spotlight. The article at hand presents the findings from a survey of 780 children 1st 2nd grade and also preschool. The children have been polled twice: Before and after they had attended a play. The results show that the knowledge the children show concerning road-safety is basically high. The attending of the puppet-play results in a measureable increase of knowledge, particularly concerning issues that have been addressed in the play.

Fahreignung bei Herz-Kreislauferkrankungen

Fitness to drive and cardiovascular diseases

Hermann H. Klein

Im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie wurde das Positionspapier „Fahreignung bei kardiovaskulären Erkrankungen“ erarbeitet. Zur Risikoanalyse wurde die „Risk of harm formula“ der Kanadischen Gesellschaft für Kardiologie übernommen und so weit wie möglich als Grundlage für die Empfehlung zur Fahreignung bei kardiovaskulären Erkrankungen umgesetzt. Nach der „Risk of harm formula“ ist die Wahrscheinlichkeit für einen Fahrer mit Herz-Kreislauferkrankung, einen schweren Unfall zu verursachen, direkt proportional der Zeit am Steuer, der Art des Fahrzeugs und der Wahrscheinlichkeit des Auftretens eines plötzlichen kardiovaskulär bedingten Kontrollverlustes. Dieser Kontrollverlust kann durch Synkope, plötzlichen Herztod oder Schlaganfall bedingt sein. Für übliche Fahrzeiten pro Tag (8 Stunden für Berufsfahrer, 30 min für Privatfahrer) wurde im Positionspapier bei einem plötzlichen Kontrollverlust von > 1 % pro Jahr für Lkw/Busfahrer, > 3,6 % pro Jahr bei Taxifahrern und > 22 % pro Jahr bei Privatfahrern von fehlender Fahreignung ausgegangen. Zur Begutachtung der Fahreignung von Patienten mit Herz-Kreislauferkrankungen ist in erster Linie wegen des Gesetzescharakters die Fahrerlaubnisverordnung zu beachten. Finden sich dort keine geeigneten Aussagen, wird in einem zweiten Schritt die Umsetzung der Empfehlungen des Positionspapieres der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie empfohlen.  

The position paper „Fitness to drive and cardiovascular diseases“ has been prepared on behalf of the German Society of Cardiology. For risk analysis the „risk of harm formula“ of the Canadian Society of Cardiology was adopted and implemented as much as possible as the basis for the recommendations. According to the „risk of harm formula“ the chance of a driver with cardiovascular disease to cause a severe accident is directly proportional to the time at the wheel, the kind of vehicle and the likelihood of a sudden cardiac incapacitation. This loss of control can be due to syncope, sudden cardiac death, or stroke. Assuming a normal time behind the wheel per day (8 hours for professional drivers, 30 min for private drivers) sudden cardiac incapacitation of > 1 % per year for truck/bus driver, > 3.6 % per year for taxi driver and > 22 % per year for private drivers is considered as lack of driving ability. For assessment of the driving ability of patients with cardiovascular disease the application of the driver´s license law and the position paper of the German Society of Cardiology are recommended.