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Verkehrssinn – das „Missing Link“ einer sicherheitswirksamen Fahranfängervorbereitung?

Traffic sense – the `missing link` for a save and effective novice driver preparation?

Dipl.-Psych. Dr. J. Genschow, Kremmen
Univ.-Prof. Dr. habil. D. Sturzbecher, Oberkrämer

Das hohe Unfallrisiko von Fahranfängern resultiert nicht zuletzt aus unzureichenden Fähigkeiten bei der
Verkehrswahrnehmung und Gefahrenvermeidung. Für eine Risikoabsenkung erscheint es somit vielversprechend,
derartige Fähigkeiten gezielter als bisher durch geeignete Maßnahmen in der Fahrausbildung und Fahrerlaubnisprüfung
anzusprechen. Hierfür existieren bereits Beispiele: In einigen Ländern ist die „Gefahrenlehre“ mit zahlreichen
Ausbildungseinheiten in den Ausbildungscurricula verankert und die Ausbildungseffekte werden mittels „Hazard
Perception Tests“ erfasst. In Deutschland reichen die Ansätze zur Ausbildung des „Verkehrssinns“ und zur Prüfung
der Gefahrenerkennung bis in die 1970er-Jahre zurück. Nachdem heute der Computer als Ausbildungs- und
Prüfungsmedium weite Verbreitung gefunden hat, wird nun die Entwicklung und Implementierung von innovativen
Ausbildungs- und Prüfungsansätzen zur Stärkung der Gefahrenlehre in der Fahranfängervorbereitung forciert.
Im vorliegenden Beitrag werden die dazu erforderlichen theoretischen Grundlagen skizziert und Umsetzungsbeispiele
aus dem internationalen Raum einschließlich diesbezüglicher Forschungsbefunde dargestellt.

Insufficient skills in traffic perception and hazard avoidance can be seen as a reasonable factor for the high accident
risk of novice drivers. Therefore, it seems promising to address these skills more specifically than before by
suitable measures in driver training and driver testing. With regard to this purpose, examples already exist: In a
few countries, the test subject area of “traffic hazards” covers numerous training units in the educational curriculums
and training effects are measured by “Hazard Perception Tests”. In Germany, approaches to train novice
drivers’ “traffic sense” and to test their hazard recognition skills date back to the 1970s. Since computers are
widely used in driver training and testing today, development and implementation of innovative training and
testing approaches is pushed forward in order to strengthen the subject of “hazard awareness” in novice driver
preparation. In this article, the required theoretical foundations are outlined, and measures implemented in other
countries as well as related research findings are described.

Bestimmung elektronischer Pkw-Sicherheitssysteme mit besonderem Nutzen für Senioren durch detaillierte Betrachtung des Unfallgeschehens

Defining electronic car safety systems with special benefits for older drivers by detailed analysis of the accident risks

Prof. Dr.-Ing. K. O. Rompe, Rösrath

Senioren am Steuer sind keine besondere Risikogruppe. Für das Jahr 2030 wird prognostiziert, dass diese Altersgruppe
35 % der Führerscheinbesitzer ausmacht. Senioren am Steuer werden also maßgeblich die zukünftige
Verkehrssicherheit beeinflussen. Die Auto-Mobilität der Senioren trägt dazu bei, ihre Lebensqualität zu erhalten
und die mit hohen Kosten verbundene Hilfsbedürftigkeit möglichst lange zu vermeiden. Befähigen statt Aussondern
– dieses Ziel muss deshalb intensiv verfolgt werden. Dazu gehört nicht zuletzt die Beratung und Anregung,
intelligente Fahrzeug-Sicherheitssysteme zu nutzen. Detaillierte Unfallauswertungen, wie sie hier basierend auf
der polizeilichen Unfallaufnahme am Beispiel der Elektronischen Unfall-Steckkarten für das Bundesland Sachsen
durchgeführt wurden, ermöglichen es, diejenigen Systeme genauer zu bestimmen, die besonderen Nutzen für
Senioren am Steuer haben. Wenn es gelingt, Senioren davon zu überzeugen, dass solche Systeme insbesondere
auch deren eigene Sicherheit wesentlich erhöhen, ist das auch ein Beitrag zur schnelleren Marktdurchdringung
intelligenter Fahrzeugtechnik und damit zum Nutzen aller Verkehrsteilnehmer.

Older drivers are not an extraordinary risk group. But the prognosis for the year 2030 says that then 35 % of all
driving-licence owners will belong to this group. Therefore, the behavior of older drivers has great influence on
road safety. Auto-mobility is part of older drivers’ quality of life and enables them to avoid the expensive need
for help as long as possible. Enabling instead separating – this should be our aim. A part of this aim is advising
and convincing older drivers to use intelligent car safety systems. By detailed accident analysis based on the
police accident reports of the federal state Saxony over several years those car safety systems can be defined,
which have the greatest benefit for older drivers. Convincing older drivers to use these car safety systems is not
only very positive for these drivers themselves but will also support the wanted faster penetration of the market
with this kind of safety systems as a benefit for all participants in road traffic.

Typische Gefahren für Fußgänger und Radfahrer im innerstädtischen Verkehr

Typical danger for pedestrians and cyclists in urban areas

Dipl.-Ing. M. Schreiber, Berlin

Als ungeschützte Verkehrsteilnehmer sind Fußgänger und Radfahrer im innerstädtischen Verkehr besonders gefährdet.
Hinzu kommt, dass die Gestaltung der innerörtlichen Verkehrsinfrastruktur insbesondere an stark befahrenen
Straßen oft auf den Kfz-Verkehr ausgerichtet ist. Die hohe Anzahl verletzter und getöteter Fußgänger und
Radfahrer in der bundesweiten Unfallstatistik hat die Unfallforschung der Versicherer (UDV) zum Anlass genommen,
Unfälle mit Beteiligung von Fußgängern und Radfahrern am Beispiel der Stadt Berlin genauer zu analysieren.
Ziel der Untersuchung war es, zu ermitteln, welche typischen Unfälle innerorts mit Fußgängern und Radfahrern
geschehen, welche Ursachen diese Unfälle haben und welchen Einfluss dabei die Gestaltung der Verkehrsanlagen
hat. Die Untersuchung zeigt, wie wichtig regelkonformes und rücksichtsvolles Verhaltens im Straßenverkehr ist.
Weiterhin konnten typische entwurfstechnische und straßenbetriebliche Defizite aufgezeigt werden.

In built-up areas pedestrians and cyclists have a particular high risk of getting injured in a traffic accident, not
least because of their specific vulnerability. Furthermore, especially on heavily frequented roads the design of
traffic infrastructure in built-up areas is often car-oriented. The high numbers of injured and killed pedestrians
and cyclists in the official German accident statistics induced the German Insurers Accident Research (UDV) to
analyze the circumstances of accidents involving pedestrians and cyclists in detail using the example of Berlin.
The aim of the study was to investigate the causes of the accidents and what influence the traffic infrastructure
had. The study emphasizes the importance of considerate traffic behaviour and reveals typical deficits with a
negative influence on traffic safety for pedestrians and cyclists regarding the design and operation of traffic
infrastructure in built-up areas.

Stellungnahme zur Neufassung der Straßenverkehrs-Ordnung 2013 – spürbarer Beitrag zur Reduzierung des Schilderwalds?

Amendment of Road Traffic Act 2013 – a noticeable contribution to reduce the so-called “Schilderwald“?

Dipl.-Ing. R. Jungbluth, Erkrath

Der sprichwörtliche „Schilderwald“ sorgt regelmäßig für Schlagzeilen. Der StVO-Verordnungsgeber will mit der
„StVO-Neufassung 2013“, durch Streichung von Verkehrszeichen (VZ) im amtlichen VZ-Katalog, für einen Abbau
von Überbeschilderung sorgen. Nach Auffassung des Autors kann dies nicht gelingen. Der Autor untermauert
seine These durch Betrachtung früherer StVO-Neuerungen ab 1970 und der Gründe, die zu neu eingeführten
Verkehrszeichen geführt haben.

The topic ”forest of roadsigns“ regularly hits the headlines. The Legislature intends with the new Roadsign
Regulations 2013 to decrease the over-signposting by withdrawal of several roadsigns in the official catalogue.
According to the author´s opinion this approach will not succeed. The author supports his theory by examining
former reforms of Roadsign Regulations since 1970 and the reasons for the introduction of new roadsigns.